Sonntag, 1. Mai 2005

Konzert mit der Band Mnozil Brass

Eine Schafherde, ein Hahn, ganz deutlich sind sie zu hören. Wie ein Bauernhof klingt's – doch droben auf der Bühne, von wo die tierischen Laute kommen, stehen nach wie vor sieben Männer. Ausgewachsene Männer. Musiker. Was aber ein rechter Musiker ist, der musiziert gleichwohl mit mehreren Instrumenten – in der Hauptsache Blech, zwischendrin eben Tierstimmen. Oder anders gesagt: „Mnozil Brass“ gastiert an diesem Abend im Bürgerzentrum. Und diese sieben Musiker holen aus allem einen Ton raus. Und einen geraden dazu.Voll besetzt ist der Rechbergsaal. Einerseits weil es ein Benefizkonzert für die Manfred-Keller-Stiftung ist; andererseits weil „Mnozil Brass“ Musik für alle Lebenslagen dabei hat. Im fliegenden Wechsel präsentieren sie ein Medley unterschiedlichster Musik, dass es einem schier schwindelig wird. Trompete, Flügelhorn, Saxophon, Posaune, Tuba und Co. - mehr braucht es nicht. Weder Verstärker, noch Computer, weder Licht-, noch Lasershow. Musik handgemacht – pardon – mundgemacht. Nur einmal nicht: Dann nämlich, als (fast) alle Sieben plötzlich Blockflöten aus Hose und Sakko zücken und ein Liedchen blasen. Nein, eben nicht mit dem Mund. Es ist ein nasengeblasenes Lied – und selbst dann sitzt jeder Ton.Freilich sind es nicht nur die Ohren, die an diesem Abend vorzüglich auf ihre Kosten kommen. Ebenso ergeht es den Augen. Mal gibt es gymnastische Übungen zu bestaunen, die locker während der Musikstücke vollführt werden, mal wird das Gespielte gestenreich optisch verstärkt. Mal wirft sich der Tubist einem Rockgitarristen gleich vor dem Publikum auf die Knie. Oder aber der mnozil-brassische Beitrag zur EU-Osterweiterung in Person des ungarischen Posaunisten steht plötzlich mit herab hängender Krawatte und halboffenen Hemd und Goldkettchen behangener, behaarter Brust auf der Bühne. Lasziv bewegt er sich, macho like, und lässt seine Posaune melancholisch-leidenschaftlich singen.Nach der Pause ist es dann soweit: Auf einmal ist es da, ein gelbes Ei; so wie es der Titel des Programm angekündigt hat „Das Gelbe vom Ei“. Kein Ü-Ei, nein. Ein Raschelei, zu dem das Publikum rhythmisch klatschen kann. Genau so sind die Zuhörer eingestimmt auf die Uraufführung, die nun bevor steht. Spannung allenthalben. Konzentration auf der Bühne; Lachen im Saal. Langsam steigert sich das musikalische Meisterwerk unter dem gestrengen Dirigat. Auf dem Höhepunkt offenbart sich schließlich der Name es Werks: Es ist, ganz offensichtlich, die Karottensymphonie – zum Mitessen in der ersten Reihe. In der „Bohemian Rhapsody“ von „Queen“ gipfelt das Konzert – gesungen, geblasen, geschauspielert, choreografiert. Stehende Ovationen sind der Dank für diesen Abend voll gepackt mit Musik in Perfektion. Mit größter Lässigkeit, so einfach aus dem Handgelenk, gehen die sieben Herren dort droben mit ihren Instrumenten um. Da ist immer ein Augenzwinkern zu spüren, ganz so als nähmen sich die Musiker selbst nicht immer so ernst. Das gelingt ihnen freilich nur, weil sie höchste Musikalität in sich tragen, ihre Instrumente ernst nehmen – aber nicht des Perfektionismus wegen, sondern wie einen guten Kumpel.

Pia Hendel

3.500 Euro sind aus dem Benefizkonzert mit „Mnozil Brass“, das am Freitagabend im Bürgerzentrum Bruchsal statt gefunden hatte, zusammen gekommen – für die Manfred-Keller-Stiftung. Die Idee für dieses Konzert hatte Christian Buss, Dirigent des Musikvereins Ubstadt, der jedoch vergangenes Jahr bei einem Urlaub des Orchesters ums Leben gekommen ist. Deshalb nahmen sich Fritz Hörter, Ehrenpräsident des Blasmusikverbands Karlsruhe und Vizepräsident der Bundesvereinigung deutscher Orchesterverbände, und Alexander Doll, Busses Freund und selbst Trompeter, der Idee an und stellten das Benefizkonzert im Büz auf die Bühne. Gleich nach der letzten Zugabe überreichten Hörter und Doll den Spendenscheck an den Vorsitzenden der Manfred-Keller-Stiftung, Erich Felleisen, sowie an dessen Stellvertreterin Sabine Knebel.

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